27.08.2021 HALTEPUNKT ZOB? PLÄNE UNZUREICHEND, DIALOG MIT VERKEHRSMINISTER GEFORDERT

27.08.2021
HALTEPUNKT ZOB? PLÄNE UNZUREICHEND, DIALOG MIT VERKEHRSMINISTER GEFORDERT

Die Ortsgruppe Flensburg des VCD hat am 26. August ein „Online-Dialogforum“ zum Thema „Bahnreaktivierung Niebüll-Flensburg“ veranstaltet. Als Redner waren leider ausschließlich Befürworter sowohl der Reaktivierung der seit Jahrzehnten stillgelegten Trasse Niebüll – Flensburg als auch der Einrichtung eines Bahnhaltepunktes auf dem Bahndamm am ZOB in Flensburg zu Wort kamen. In epischer Breite wurden dazu zwei Stunden lang Vorträge abgespult, die einen intensiven Dialog anschließend aus Zeitgründen kaum noch zuließen.

Insbesondere die beiden Redner mit massiv kommerziellem Interesse, also NAH-SH als Betreiber und NEG als Investor und Eigner der neuen Strecke, konnten in teilweise verzerrender Weise die Inhalte des vielfach zitierten SMA-Gutachtens (letzter Stand aus 12/2015) ausbreiten und schlossen stets mit der Forderung nach einem Bahnhaltepunkt am ZOB.

Die CDU kann der Wiedereröffnung der 1981 eingestellten Bahnlinie Bahnhof Niebüll – Bahnhof Flensburg bei angemessener Berücksichtigung der Interessen der Streckenanlieger durchaus etwas abgewinnen. Sie verwahrt sich jedoch ausdrücklich gegen das Ignorieren der mehrfach im Rat der Stadt Flensburg mit breiter Mehrheit gefassten Beschlüsse, keinen Bahnhof am ZOB zu bauen sondern die entsprechende Bahntrasse alternativ nutzen zu wollen.

Seit Jahren wird seitens des Verkehrsministers des Landes Schleswig-Holstein, sowie einiger kommerziell Interessierter gegen den erklärten Willen Flensburgs vorgegangen und agiert. Die CDU-Fraktion wiederholt deshalb den Anspruch, die Verkehrsministerien auf Landes- und Bundesebene sollten bei Plänen zur Änderung der Schieneninfrastruktur endlich auf die kommunale Ebene zugehen. Bisher wirken sich alle Aktivitäten dort sehr zum Nachteil der Innenentwicklung der Stadt Flensburg aus. Aktuelles Beispiel sind die vergeblichen Bemühungen, den Konfliktpunkt zwischen Fußgängern und Radfahrern an der Hafenspitze durch Errichtung eines Fahrradweges hinter der Gastronomie (Gosch, Beachclub) auf oder am Bahndamm zu entschärfen.

Besonders ärgerlich ist, dass aus dem SMA-Gutachten falsch bzw. unvollständig zitiert wird in der Erwartung, dass nur wenige die 165 Seiten komplett lesen. Im Gutachten wird zwar durchaus als eine von zwei möglichen Alternativen die Einrichtung eines Bahnhaltepunktes am ZOB empfohlen  –  aber immer nur in Verbindung mit einem Fernbahnhof in Flensburg-Weiche und gleichzeitiger Aufgabe des bestehenden Flensburger Bahnhofs (vgl. S. 132 des beigefügten Gutachtens). Die zweite Alternative im Gutachten ist eben die Beibehaltung des Bahnhofs als Endpunkt der Strecke von Niebüll und Umsteigemöglichkeit in die übrigen Fernbahnlinien  –  und die wird regelmäßig unterschlagen. Das Gutachten war zudem auch Grundlage der Ablehnung des Haltepunktbaus durch die Ratsversammlung.

In tatsächlich arglistiger Weise verschleiern die Interessenträger die mit dem Bahnhaltepunkt am ZOB zwingend verbundene Aufgabe des bisherigen Bahnhofstandorts und Erbauung eines Fernbahnhofs in Weiche. Im Gutachten durchaus genannte – und weit einfacher erreichbare und finanzierbare – Alternativen, wie Erhöhung des Busangebots am Flensburger Bahnhof (Planungen dazu laufen bereits!), oder Verbesserung des Stellplatzangebots (Parkhaus bereits in Planung) werden bewusst unterschlagen, da damit für die NEG kein Geld zu verdienen ist.

Es ist schade, dass sich Organisationen mit gemeinnützigem Selbstverständnis wie der VCD als Lobbyisten vor den Karren ausschließlich kommerziell orientierter Interessenträger spannen lassen. Wenn die Bahnstrecke zum ZOB samt Haltepunkt, entsprechender Zugangsinfrastruktur (Fußgänger- und Fahrradbrücke über die Süderhofenden, PKW-Haltespuren zum Zu- und Ausstieg von Reisenden, etc.) erst einmal von der NEG gebaut und Millionen in Flensburgs Innenstadt in Beton gegossen sein werden, wird es zu spät sein, weniger aufwändige Alternativwege einzuschlagen.

Der Königsweg ist die Attraktivierung des bestehenden Bahnhofs, Erweiterung des Busangebots auf dem Bahnhofsvorplatz und Erleichterung seiner Erreichbarkeit. Das verschlingt weitaus weniger Ressourcen und eröffnet der Stadt zudem Entwicklungsmöglichkeiten auf dem bisherigen Bahndamm einschließlich der Entsorgung oder zumindest Entschärfung der hässlichen Brückenbauwerke, die unser Stadtbild verschandeln.

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