Berufsausbildung in der Grenzregion muss gemeinsam gedacht werden

„Die Grenzen meiner Sprache bedeuten die Grenzen meiner Welt.“

Deshalb ist es wichtig, wenn wir über die grenzüberschreitende Ausbildung sprechen,
darauf hinzuweisen, dass die Grundlagen dafür der Erwerb der Nachbarsprache ist.
Sichere Sprachkenntnisse sind entscheidend dafür, dass sich junge Menschen auf
beiden Seiten der Grenze für eine grenzüberschreitende Berufsausbildung
entscheiden. Ein gemeinsamer Arbeitsmarkt setzt eine gemeinsame Bildungsstrategie
voraus und muss zusammen gedacht werden. Für uns ist die Förderung unserer
Nachbar-, Regional- und Minderheitensprache Dänisch daher eine Herzenssache.
Als Grenzregion sind wir uns der besonderen Verantwortung für die Stärkung der
deutsch-dänischen Beziehungen bewusst. Dies gilt gleichermaßen für den Abbau
physischer wie auch sprachlicher Barrieren.

Wir fördern daher aktiv die Vermittlung der dänischen Sprache. Gut 5000
Schülerinnen und Schüler an 62 öffentlichen Schulen des Landes lernen Dänisch.
Heute existieren zudem über 50 erfolgreiche Schulpartnerschaften mit Dänemark. Die
interkulturellen Austausche vermitteln gegenseitiges Verständnis.
Auch die Minderheiten sind wichtige Kulturvermittler und Brückenbauer im Grenzland.
Es ist daher schade, dass die Bundesregierung und die dänische Regierung bisher
die Vertreter der Minderheiten nicht explizit vorgesehen haben für die in ihrer
gemeinsamen Erklärung vom 28.05.2024 geplante Arbeitsgruppe zur Erarbeitung
eines Aktionsplanes. Unser Minderheitenbeauftragter wird sich gerne bei den
zuständigen Stellen in Berlin und Kopenhagen dafür einsetzen, dass dies nachgeholt
wird.

Durch die Fehmarnbelt-Querung werden unsere beiden Länder künftig noch enger
zusammenrücken. Wir begrüßen daher die Ausweitung des Modellschulprojektes und
die weiteren Maßnahmen zur Förderung von Dänisch in der Fehmarnbelt-Region
auch im Rahmen des im September 2023 gestarteten Interreg-Projektes
„Fehmarnbelt-Bildungsregion“.
Ein wichtiger Schritt für eine grenzüberschreitende Berufsorientierung bildet die
mehrsprachige Online-Praktikumsbörse, die wir hier gemeinsam auf den Weg
gebracht haben.

Durch Erasmus+ ist zudem eine Förderung von Praktika von Schülern,
Auszubildenden und Studierenden in dänischen Betrieben möglich. Die
Bundesagentur für Arbeit und die IHK unterstützen die grenzüberschreitende
Vermittlung von Arbeits- und Ausbildungsplätzen. In dem Interreg-Programm
StarForce wurden bereits erfolgreich Ausbildungsmodelle entwickelt, in denen ein
doppelter Berufsabschluss möglich ist. Das 2023 ins Leben gerufene Interreg-Projekt
GerDa setzt den Fokus auf Nachhaltigkeit. Sechs berufsbildende Schulen und die
Hochschulen im Grenzgebiet arbeiten hier zusammen. Denn auf beiden Seiten der
Grenze besteht ein hoher Bedarf an qualifizierten Arbeitskräften im grünen Sektor.

Das duale Ausbildungsmodell in Deutschland ist ein Erfolgsmodell, das viele Länder
übernommen haben. Berufliche und akademische Bildung sind unterschiedliche
Wege in den Beruf, aber sie sind gleichwertig! Trotzdem suchen viele Betriebe auf
beiden Seiten der Grenze nach qualifizierten Auszubildenden. Es ist daher attraktiv
und zukunftsweisend, dass bei uns in der deutsch-dänischen Grenzregion in einigen
Berufen bereits ein doppelter Berufsabschluss absolviert werden kann, ebenso wie
doppelte Studienabschlüsse. Diese Möglichkeiten gilt es bekannter zu machen und
weiter auszubauen. Auch freue ich mich, dass das deutsch-dänische Fachforum
Glücksburger Schlossgespräche das Thema Bildung im September behandeln wird.

Ich fasse zusammen: Unser Ziel ist es, die deutsch-dänische Zusammenarbeit
strategisch immer weiterzuentwickeln und zu stärken. Wichtige Handlungsfelder des
Rahmenplans deutsch-dänischer Zusammenarbeit des Landes wurden bereits
umgesetzt. Im Herbst wird zudem die Dänemark-Strategie veröffentlicht, die nach der
Verbändeanhörung jetzt in die Ressortabstimmung und im September ins Kabinett
geht. Ich begrüße, dass die grenzüberschreitende Bildung und Berufsausbildung Teil
der aktuellen Fassung ist, auch wenn die gegenseitige Anerkennung von
Berufsabschlüssen eine nationale und keine regionale Aufgabe ist. Wir setzen uns für
eine Verstetigung des deutsch-dänischen Dialogs zum Abbau von Grenzhemmnissen
ein. Wir möchten Modellregion werden wie der deutsch-französische Grenzraum.
Insofern unterstützen wir die Bundes- und Landesregierung bei allen darauf
hinarbeitenden Handlungen.

Wir möchten den Antrag in die beiden Ausschüsse Bildung und Europa überweisen,
um dort intensiv über diese Themen, aber auch über die gemeinsame Erklärung
zwischen Dänemark und Deutschland vom 28.05.2024 und die Dänemark-Strategie
zu diskutieren. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!

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